Rumänien 2000

Unterwegs im Karpatenland

Ein Bericht von Tanja und Christian Schulze

Die Anspannung wird mit jedem Meter ,den wir uns der rumänischen Grenze nähern , größer und größer.
Jetzt ist es also gleich soweit.Wir werden endlich die Grenze überschreiten vor der wir schon so einige Male standen und uns immer wieder fragten wie es da wohl ist ,im Karpatenland. Doch jedes Mal drehten wir wieder um und tourten stattdessen durch Ungarn, Slowenien, Italien oder Österreich.
Hatte uns doch schließlich jeder dem wir von unserem Plan erzählten dringendst davon abgeraten Rumänien zu bereisen. Geschichten von geklauten Hinterrädern, abmontierten Spiegeln ,aufgeschlitzten Sitzbänken oder gleich ganz geklauten Motorrädern und Autos hatten wir schon zuhauf gehört.
Auch die Fernsehberichte über rumänische Kinderheime, die Sicherheitslage im Lande und die Bandenkriminalität machten uns unser Ziel nicht gerade erstrebenswerter. Doch hatten wir im Fernsehen auch die altertümlichen Dörfer ,die Karpaten- landschaft und die großen Waldgebiete -in denen es noch Bären und Wölfe gibt- gesehen und wollten uns nun endlich selbst ein Bild machen.

Die Anfahrt -via Tschechien ,Slowakei und Nordostungarn- verlief schon alles andere als planmäßig und war schon ziemlich abenteuerlich. Am Abreisetag (einem Freitag) gegen 21.30h, waren wir auf der Autobahn südöstlich von Prag unterwegs als urplötzlich der Motor der Africa-Twin den Dienst quittiert. Nach einigem Forschen im Licht der Taschenlampe ,stellt sich schnell die Benzinpumpe als Übeltäter heraus. Dummerweise spricht der Mann am anderen Ende der Notrufsäule ausschließlich tschechisch ,sodaß Hilfe hier beim besten Willen nicht zu erwarten ist.

SCH.......!!!!!!!!!!!

Mit dem Mut der Verzweiflung mache ich mich also selbst über die Pumpe her und kriege sie mittels Schleifpapier und Kontaktspray auch wieder zum Laufen. Aber das nächste Problem steht schon in den Startlöchern. Es lässt sich einfach keine Unterkunft finden. Es ist mittlerweile bereits 23.30h als wir aus dem x-ten Hotel kommen und noch immer kein Zimmer vorweisen können. Wir irren gerade durch ein kleines Städtchen als Tanja 2 Frauen sieht und mich dorthin lotst um die beiden nach weiteren Übernachtungsmöglichkeiten für uns zu fragen. Die beiden entpuppen sich schnell als dem horizontalen Gewerbe zugehörig; umso mehr wundert es uns deshalb als sie ihren Arbeitsplatz verlassen, ins eigene Auto steigen und uns zu verstehen geben, dass wir ihnen folgen sollen.
Nach 40 km!! durch die Nacht wird mir langsam mulmig und als die beiden auf einen Feldweg abbiegen, zudem ein Auto hinter uns mit abbiegt, fange ich schon an, mir die übelsten Horrorszenarien auszumalen. Doch das Auto ist nur Zufall und der Feldweg führt uns geradewegs zu einem einfachen Hotel in dem wir auch prompt ein Zimmer bekommen. Völlig fertig fallen wir gegen 1.30h in die Betten.

Doch zurück zur Grenze. Die Formalitäten -einschließlich Ausstellen des Visums- gehen flott und unkompliziert vonstatten. Jetzt sind wir also drin!

Das rumänische Beschilderungen nicht immer der gleichen Meinung mit unserer ADAC-Karte sind, lernen wir bereits in Satu Mare, der ersten größeren Stadt kurz hinter der Grenze. Beharrliches Befragen der Bevölkerung nach dem rechten Weg führt zu ersten Kontakten und der Erkenntnis, dass wir uns schleunigst ein Wörterbuch anschaffen sollten. Doch nach einer Stunde des Suchens und Ausprobierens haben wir die Stadt hinter uns gelassen und sind auf Landstraßen Richtung Maramuresch unterwegs.

Dieses nördlichste Gebiet Rumäniens ist ein guter Anfang für eine Tour die dem Karpatenbogen folgen soll. Die Maramuresch ist nur dünn besiedelt und zeichnet sich vor allem durch seine Ursprünglichkeit, die traditionelle Holzarchitektur der Bauernhäuser sowie durch die würzige Bergluft der hier langsam ansteigenden Karpaten, aus. Oft kommt es vor das wir 20 oder mehr km über kleine (und meist schlechte) Landstraßen fahren ohne das uns auch nur ein einziges Auto entgegenkäme. Das bevorzugte Verkehrsmittel ist ohnehin das Pferdefuhrwerk. Die Abgeschiedenheit hat aber auch zur Folge, dass wir häufig lange suchen müssen um eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Nach 4 Tagen der Regeneration und Einstimmen auf Land und Leute zieht es uns weiter Richtung Osten. Über herrlich kurvenreiche Gebirgsstraßen und an unzähligen Bächen entlangfahrend erreichen wir am frühen Abend Putna; nah der ukrainischen Grenze im Gebiet der Süd-Bukowina. Dieses Gebiet ist heute Teil der Region Moldau und innerhalb der Balkanstaaten recht bekannt für seine imposanten und weltweit einzigartigen Klosterbauten die durchgängig mit Außenfresken bemalt und zumeist von einem gewaltigen Mauergeviert umgeben sind.

Wohnunterkunft für Nonnen

Die bekanntesten Moldauklöster sind Humor, Moldovita, Voronet, Sucevita und Arbore. Sie sind in der byzantinischen sowie der internationalen Architektur einzigartig und unbedingt einen Besuch wert. Diese Klosterkirchen gehören dem rumänisch-orthodoxen Glauben an (wie auch ca. 80% der Bevölkerung) und werden aktiv von Nonnen und Mönchen bewohnt und bewirtschaftet. Geradezu unglaublich ist die unerwartet offene Fröhlichkeit und Neugier einiger Nonnen am Kloster Moldovita.
Diese empfingen uns wirklich sehr herzlich und nahmen erst mal unsere Helme in Beschlag um diese zu putzen und -als es die Oberin nicht sehen konnte- auch gleich mal aufzusetzen. Verblüffend ist auch hier wieder ,wie viele -v.a. ältere Menschen- sehr gut deutsch sprechen. Der Ort Putna eignet sich sehr gut für Ausflüge zu den Klöstern oder in die -hier noch eher sanften- Karpaten. Zudem haben wir bei Dorina in ihrer "Cabana" (Berghütte) eine sehr angenehme Unterkunft gefunden, sodaß wir uns erst nach 5 Tagen losreissen können.
Da es kaum noch weiter östlich geht halten wir uns südlich und fahren über den Ciumirna-Paß. Dieser hat zwar nur 1190m ü. NN aufzuweisen, doch dafür ist die Straße in gutem Zustand, der Asphalt griffig und die Kurvenverläufe einfach genial. Doch auch diese fantastische Landstraße endet irgendwann an einer Bundesstraße und wir müssen uns entscheiden ob wir den großen Umweg rechts, den sehr großen Umweg links nehmen oder ob wir versuchen sollten geradewegs über eine sehr schwach eingezeichnete Straße den vor uns liegenden Bergkamm zu überqueren. Wir entscheiden uns für den direkten Weg und damit für eine echte fahrerische Herausforderung (zumindest dann, wenn man mit einer Africa Twin, Sozia und ca.40 kg Überladung unterwegs ist).

Die "Straße" beginnt ganz manierlich und geht nach ca. 2km in eine geschotterte Forststraße über und wird mit jedem gewonnenen Höhenmeter steiler, schmaler und die herumliegenden Gesteinsbrocken immer größer. Schon nach kurzer Zeit geht es nur noch mit schleifender Kupplung im ersten Gang um allerengste Schotterserpentinen. Teils schlammig, teils halbmetertiefe Auswaschungen die zur Krönung überdies noch mit großen Gesteinsbrocken garniert sind. Die Temperaturanzeige ist jenseits von Gut und Böse und ich gebe mir die allergrößte Mühe nur ja nicht stehenzubleiben. Vereinzelt entgegenkommende Wandergruppen bestaunen ungläubig aber freundlich unsere Kletterpartie. Endlich am Gipfel angekommen stürmen wir sofort eine kleine bewirtschaftete Cabana um bei einem Kaffee unseren Adrenalinspiegel wieder in gemäßigte Regionen zu bringen. Doch was wir dann sehen ist einfach nicht zu glauben:
da oben stehen doch tatsächlich ganz normale Autos, sogar ein kleiner Transporter ist dabei! Des Rätsels Lösung ist allerdings sehr banal: so ein Bergkamm hat schließlich zwei Seiten. Die eine ist ganz passabel zu befahren und die andere....nun ja.
Stolz auf diese Leistung kommen wir am Abend in Agapia an. Das gleichnamige Kloster liegt zentral im Dorf und soll laut Reiseführer Fremdenzimmer mit Klosterflair vermieten. Dummerweise wird gerade renoviert. Wir kommen aber nur wenige Kilometer entfernt in einem kleinen, billigen Hotel unter. Da die Gegend außer immer noch mehr Klöstern nicht viel zu bieten hat, fahren wir am nächsten Tag weiter nach Sighisoara (Schäßburg) in Nordtranssilvanien.
Vlad Tepesīs - (besser bekannt unter dem Namen Dracula) - Geburtsstadt ist eine der idyllischsten Städte Transsylvaniens. Die Stadt in der Tarnava-Hochebene, am gleichnamigen Fluß, übt eine besondere Faszination auf den Besucher aus, da hier noch der vollständige, mittelalterliche Stadtkern erhalten ist. Den Rumänen gilt sie als schönste, bewohnte Burg Europas. Und in der Tat gleicht es einer Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, wenn man sich durch die kleinen Gassen mit ihren windschiefen rosa,- hellblau oder gelb gestrichenen Handwerkerhäusern treiben lässt. Aber auch die Umgebung Schäßburgs ist einen Abstecher wert.

Nur wenige Kilometer südlich liegt Apold (Trappold), ein kleines bäuerliches Nest in das sich nur wenige Autos verirren und das schon von weitem durch seine wuchtige Kirchenburg aus dem frühen 16. Jhd. beeindruckt. Doch leider ist die Eingangstür verschlossen, sodaß wir nach den üblichen Dias (von außen) schon wieder aufbrechen wollen als ein Junge aufgeregt angeradelt kommt und mit einem riesigen Schlüssel winkt. Der Junge spricht passabel Deutsch und die uns gewährte Exklusivführung ist wirklich fantastisch. Es vergehen abermals 4 herrliche Tage ehe wir uns von den Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Vorzügen Schäßburgs trennen können um weiter Richtung Südosten vorzudringen. Unser Ziel ist das beinahe schon großstädtische Brasov (Kronstadt) mit seinen vielen, z.T. schon restaurierten, alten Bürgerhäusern, dem großen, dreieckigen Rathausplatz und vielen anderen Sehenswürdigkeiten, die malerisch von den drei Anhöhen Timpa (die Zinne), Schneckenberg und Schlossberg eingerahmt sind.
Doch als wir am Mittag die nur 120km hinter uns gebracht haben empfängt uns die Stadt mit einem solchen Lärm und den -bisher- dichtesten Rußwolken rumänischer LKW, dass wie nicht lange überlegen und in die hinter der Stadt liegenden Berge flüchten. Nach soviel städtischen "Reizen" dürstet es uns dann doch eher nach der Ruhe und Abgeschiedenheit in den Karpatendörfern. Nur knapp 30km entfernt liegt Predeal, die mit etwas über 1000m ü.NN höchste Stadt Rumäniens.
Hier gibt es eine große Auswahl an Pensionen der mittleren bis gehobenen Preisklasse, da diese Region die Hochburg des rumänischen Wintersports darstellt. Schnell werden wir fündig und nisten uns am Aufstieg zum Muntii Baiului, etwas außerhalb des Zentrums ein. Wunderschön zwischen Bucegi,-und Baiului-Gebirge gelegen, ist es eine gute Ausgangsbasis für Abstecher ins gebirgige Umland. Nur ca. 30 -viel zu kurze- grandiose Kurvenkilometer entfernt liegt das kleine Städtchen Bran mit der Törzburg in der Mitte, in der der Legende nach, Dracula gelebt haben soll. Diese fragwürdige und historisch nicht belegte Attraktion ist nur sehr bedingt zu empfehlen, selbst eingefleischte Fans werden hier nicht auf ihre Kosten kommen. Außer reichlich Touristennepp, viel Kitsch und einer sehr schlecht ausgestatteten und ziemlich langweiligen Burg ist hier nicht viel zu sehen.
Ganz im Gegensatz dazu sollte das Schloß Peles unbedingt besucht werden. Es liegt ca. 25km südlich, dem Prehovatal folgend in dem ziemlich mondänen Wintersport,-und Luftkurort Sinaia. Schloß Peles ist ein pittoresker Bau der mit gotischen und Renessaince-Elementen an spätmittelalterliche, deutsche Burgen erinnert. Im Innern verteilt sich in 160 Räumen ein erstaunliches und beeindruckendes Sammelsurium an verschiedenen Stilarten. Ceausescu fand das auch und hielt hier bis 1989 gerne königlich Hof.

Eine schöne Wanderung auf den hervorragend ausgeschilderten Wanderwegen durch die Bergwelt beschließt unseren Aufenthalt in Predeal. Knapp 200km in westlicher Richtung liegt Sibiu (Hermannstadt). Die Fahrt dorthin soll unser einziger Regentag während der Tour bleiben. Routiniert halten wir die Augen offen um eine Touristeninfo ausfindig zu machen, doch es läßt sich beim besten Willen nichts finden.
Nach mehr als einer Stunde ergebnisloser Suche in strömendem Regen beauftragten wir einen Taxifahrer uns zu einer Touristeninfo zu lotsen. Die beiden älteren Damen in dem Touristenbüro sind sehr irritiert ob unseres Wunsches nach einer "privaten"? Übernachtungsmöglichkeit. Nach einigen Telefonaten wird mir ziemlich unwillig eine Adresse aufgeschrieben die wir auch recht schnell ausfindig machen.
Wir müssen uns aber mehrmals vergewissern das dies wirklich die richtige Adresse ist, schließlich ist es auch für uns recht ungewöhnlich in einem 15-Familien-Miethaus mitten in der Stadt unterzukommen. Doch die Vermieterin ist nett und freundlich und so richten wir uns häuslich ein. Ungewöhnlich ist nur, daß die Wohnung sehr klein ist und wir keine Ahnung haben wo wohl die Vermieterin schlafen will da es lediglich eine ausziehbare Couch gibt.
Als sie ins dann noch in rumänisch erklärt wie der Kühlschrank zu benutzen, die Blumen zu gießen und der Heißwasserboiler zu bedienen ist, sich zudem immer wieder bestätigen lässt das wir 4 Nächte zu bleiben gedenken, wird das ganze immer mysteriöser. Als die Frau uns dann am späten Abend die Schlüssel überreicht und sich die kommenden Tage nicht mehr blicken läßt wird uns so langsam klar, daß wir keine Pensionsunterkunft haben sondern gleich die ganze Wohnung gemietet haben!!!!

Deswegen müssen wir halt auch die Blumen gießen,die Post raufholen und mit den erstaunlich vielen und häufigen Besuchern klarkommen die immer sehr verwirrt reagieren wenn anstelle der Besitzerin wir die Türe öffnen. Sibiu ist eine schöne Stadt mit mittelalterlichem Charme, großem Rathausplatz und vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Da unser Kulturdurst langsam aber sicher gestillt ist lassen wir es uns einfach in einem der vielen kleinen Straßencafes gutgehen und besuchen sonst nur noch das größte rumänische Freilichtmuseum vor den Toren der Stadt. Das "Muzeul Astra Sibiu" ist riesengroß, liebevoll in Schuß gehalten und unbedingt einen Besuch wert.
Am geplanten Abreisetag sind wir gespannt ob wir wohl heute unsere Vermieterin wiedersehen werden, zwecks Schlüsselübergabe. Tatsächlich erscheint sie auch bald, inspiziert kurz die Wohnung und wünscht nach zahlreichen Umarmungen und Herzungen uns noch eine weiterhin gute Fahrt. Da wir langsam an die Rückreise denken müssen, suchen wir uns zum Abschluß nochmal ein möglichst gebirgiges und kurvenreiches Gebiet in den Karpaten.

Am Abend kommen wir breit grinsend -der enormen Kurvenanzahl und der häufigen Schotterpisten wegen- in dem kleinen Dörfchen Arisepi unter. Unsere letzte Nacht in Rumänien ist auch die urigste, sind wir doch schließlich bei einer Familie untergekommen die auf dem Hof ein kleines Sägewerk direkt vor unserem Fenster betreibt und nur sehr spartanische Unterbringungsmöglichkeiten vorsieht. Die sanitären Anlagen bestehen aus einem Plumpsklo -diskret an der Seite des Hofes gelegen- und einem Kaltwasserhahn im Freien direkt im Eingang zum Hühnerstall. Die wunderbar klare Bergluft und das tolle bäuerlich-deftige Frühstück entschädigen jedoch für alles.

Nach zwei Passüberquerungen und unzähligen Kurven auf griffigen Straßen durch eine traumhaft schöne Gebirgslandschaft nähern wir uns mit Bedauern dem Flachland und damit der Grenze zu Ungarn die wir an einem kleinen Grenzübergang zwischen Oradea und Arad passieren. Auf unserer Rückreise durch Ungarn und Österreich lassen wir uns Zeit und die Erlebnisse Revue passieren.
Wir haben ein Land kennengelernt das wahrscheinlich noch viele Jahre an seiner sozialistischen Vergangenheit und damit einhergehender Mißwirtschaft wird arbeiten müssen.
Ein Land dessen Menschen oftmals scheinbar mißtrauisch sind und sich erst öffnen indem man auf sie zugeht. Der Kontakt ist dann umso intensiver und geradezu herzlich. Die Karpatenlandschaft ist nicht ganz so spektakulär wie z.B. die Alpen doch dafür weit ursprünglicher und naturbelassener. Für den Kulturbeflissenen bieten sich ungeahnte Möglichkeiten. Um das Land in seiner ganzen Unterschiedlichkeit kennenzulernen braucht man sicherlich einige Monate. Wir sind uns einig: wir werden wiederkommen.





T O U R S T A T I S T I K

Gefahrene Kilometer (in Rumänien) : ca. 2200
(gesamt) : ca. 5300
Reisedauer (in Rumänien) : 3 Wochen, 1 Tag
(gesamt) : 4 Wochen, 3 Tage
Reisezeit : Mitte Mai-Mitte Juni 2000
Kosten (alles insg. für 2 Pers.) : ca. 3200,- Euro


ALLGEMEINE REISEINFORMATIONEN

Anreise: Süddeutsche fahren am schnellsten via Autobahn durch Österreich und Ungarn. Achtung: Vignettenpflicht in Österreich und Ungarn! Norddeutsche können sich auch für den direkten und größtenteils autobahnfreien -aber dafür auch zeitaufwendigsten- Weg quer durch Tschechien, Slowakei und Nordostungarn entscheiden. Diese Strecke ist recht reizvoll da man im slowakischen Tatragebirge schon mal einen schönen Vorgeschmack auf Rumäniens Karpaten bekommen kann.

Einreise: Zudem ist ein wenigstens drei Monate gültiger Reisepaß sowie die grüne Versicherungskarte vorgeschrieben. Sollte der Fahrer nicht auch Halter des Fahrzeugs sein empfiehlt es sich eine Vollmacht des Halters mitzuführen da ansonsten das Fahrzeug als gestohlen angesehen wird. Nationaler Führer,- und Fahrzeugschein reichen aus.

Geld: Rumänische Währung ist der Lei, unterteilt in 100 Bani. Der Wechselkurs liegt bei etwa 18000-20000 Lei für einen Euro (Stand Mai/Juni 2000). Der Schwarzmarkttausch steht unter empfindlich hohen Strafen, ist gefährlich (viel Falschgeld im Umlauf) und lohnt sich auch kaum. In großen Hotels, Restaurants und Tankstellenketten werden auch zögerlich die gängigen Kreditkarten akzeptiert.
TIPP: Nicht zu viel Geld eintauschen da sich der Kurs täglich um mehrere 100 Lei bewegt und bereits 100 eingetauschte Euro jedes Portemommaie zum Platzen bringen. Der Kurs bei den freien Händlern in den Städten ist immer deutlich besser als bei den Banken. Zur sicheren Aufbewahrung der horrenden Geldscheinmengen haben sich große Geldgürtel bestens bewährt.

Benzinversorgung: Auch in den entlegensten Gebieten reicht eine Reichweite von 200km völlig aus. Die Tankstellenketten haben meist sogar 24h geöffnet. "Standard" hat z.T. nur 85 Oktan. "Premium" hat mind. 91 Oktan, "Premium super" sogar 98 Oktan. "Benzina fara plumb" ist bleifrei und hat i.d.R. 91 Oktan. Die Preise lagen Mai/Juni 2000 zwischen 0,45 und 0,65 Euro für den Liter Premium.

Unterkunft: Camping ist nur bedingt zu empfehlen da Campingplätze erstens recht selten und zweitens die Ausstattung meist sehr zu wünschen überlässt. Hinzu kommt noch das ein festes Dach über dem Kopf kaum teurer ist. Sehr zu empfehlen für denjenigen, der nicht übertrieben viel Wert auf Komfort aber umso mehr auf Gemütlichkeit und Kontakt mit der Bevölkerung legt, sind die privaten Zimmerangebote meist schon pensionierter Damen die hierdurch mit viel Improvisationstalent ihre häufig sehr schmalen Renten aufbessern. Auch gut sind die kleinen, privat geführten Gasthäuser. Diese beiden Übernachtungsmöglichkeiten sind außerhalb der Touristenzentren- und erst recht in bäuerlich-armen Gegenden- leider noch sehr selten.
Tipp: Da die meisten Privatleute ihren Nebenerwerb nicht an die große Glocke hängen wollen (Stichwort:Finanzamt) sind entsprechende Hinweise an der Straße selten. Gezieltes Nachfragen in den kleinen Lebensmittelläden längs der Hauptstraße brachte uns so manchen "Insidertip" ein. In größeren Orten gibt es auch überall Hotels aller Preisklassen wobei echte Luxushotels noch sehr selten sind. Privatunterkünfte im DZ+Frühstück kosten p.P. zwischen 8 und 15,-Euro, im einfachen Hotel zwischen 10 und 25,-Euro.

Reisezeit: Problemlos von Mai bis Ende Oktober zu bereisen. Besonders schön sind Mai (Blütezeit) und September/Oktober, des schönen Herbstes wegen. Rumänische Schulkinder haben sehr lange Sommerferien (ca. Mitte Juni bis September),so daß es in dieser Zeit v.a. bei den Sehenswürdigkeiten zu viel Trubel kommen kann. Die wärmsten und zugleich regenärmsten Gebiete sind im Süden an der bulgarischen Grenze und an der Schwarzmeerküste.

Kriminalität: Fakt ist, daß die Kriminalitätsrate in Rumänien nicht höher liegt als in den westlichen Nachbarstaaten. Motorräder sollten trotzdem möglichst gut gesichert in Schuppen oder Garagen untergestellt werden. In vielen Städten gibt es außerdem bewachte Parkplätze. In Großstädten, an Bahnhöfen oder ähnlichen Plätzen sollte man sich vor Taschendieben in acht nehmen. Auch um ganze Bettler"gruppen" sollte man einen großen Bogen machen, da sie hin und wieder,- v.a. bei Westtouristen- urplötzlich einen Kreis bilden der jede angedachte Gegenwehr ad absurdum führt.
Meiner Meinung nach ist der beste Diebstahlschutz immer noch einfach der, nicht zu zeigen was man alles so hat (und evtl. damit auch noch rumzuprotzen). Wertsachen unter Verschluß zu halten (Kamera im Rucksack u.ä.) und generell gilt: was ich nicht dabei habe kann mir auch nicht gestohlen werden!

Literatur: Reiseführer sind selten und schwieriger zu bekommen als für manch abertausende Kilometer entfernte Enklave in Zentralafrika. Häufig muß bestellt werden.
Brauchbar und v.a. kunsthistorisch sehr informativ ist "Rumänien" von Ebba Hagenberg-Miliu, erschienen im DuMont Buchverlag,ISBN 3-7701-4448-1

Karten: Aktuelles Kartenmaterial verschicken-kostenlos!!!-aber in sehr bescheidener Qualität, die rumänischen Touristenämter.
Die ADAC-Karte "Rumänien" im Maßstab 1:500.000km ist ganz passabel. Alle anderen, in Deutschland erhältlichen, Karten hatten entweder einen noch größeren Maßstab oder waren gerade nicht lieferbar. Wanderer (bzw. Enduro)karten gibt es zumeist kostenlos in recht guter Qualität direkt vor Ort in den lokalen Touristenbüros.
Endurofahren: Das rumänische Straßennetz ist teilweise so marode und von so vielen Schotterstrecken geprägt das der gemäßigte Reiseendurist schon hier auf seine Kosten kommen kann.
Wer es etwas kerniger liebt dem bieten sich fantastische Möglichkeiten in den Karpaten. Verbotsschilder sind die große Ausnahme und die Menschen -bei angepasstem Verhalten unsererseits- sehr tolerant. Damit dies auch so bleibt hat jeder selbst in der "Gas"hand.

Erlebt,gefahren und genossen von: Tanja und Christian Schulze Bei Fragen einfach mailen.

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